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Dorfstube "Zum Wirt", Neualbenreuth

Land.Gemeinsam.Gestalten.
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Das ehemalige Zollhaus war ein untergeordneter Teil eines Vierseithofs. Dieses schlichte, einstöckige Gebäude wurde später als Gesindehaus genutzt, während im Haupthaus bis etwa 1954 eine Gaststätte war. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft und nach der Schließung der Gaststätte wurde nach einem neuen Nutzkonzept gesucht. 2002 nahmen die Besitzer einen neuen Anlauf, um das Objekt zu sanieren. Das Ergebnis: eine geräumige Ferienwohnung und die neue Dorfstube „Zum Wirt“.

Geschichte des Objektes
Das ehemalige Zollhaus wurde um 1745 erbaut und war um 1796 untergeordneter Teil eines Vierseithofs. Dieser besteht aus einem zweigeschossigen Haupt- bzw. Wohnhaus, einer Scheune und dem Nebengebäude, um das es hier geht. Dieses schlichte, einstöckige Gebäude wurde zunächst als Zollstation, später als Gesindehaus genutzt. Im Anbau an das Gesindehaus waren die Stallungen für die Landwirtschaft und im Haupthaus befand sich bis etwa 1954 eine Gaststätte. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft und nach der Schließung der Gaststätte wurde nach neuen Nutzkonzepten für die Gebäude gesucht. Die zwischenzeitliche Nutzung als Friseurgeschäft und Getränkemarkt war jedoch nicht tragfähig. Das Gebäude verfiel zusehends und einige unpassende Umbauten trugen ihren Teil zum trostlosen Erscheinungsbild bei. Im Gegensatz zum verunstalteten Äußeren, blieben zumindest im Inneren die historischen Grundrisse weitgehend erhalten. Um 2002 nahmen die Besitzer einen neuen Anlauf, um ihren Herzenswunsch umzusetzen: sie sanierten das heruntergekommene Nebengebäude, errichteten darin eine geräumige Ferienwohnung und die neue Dorfstube „Zum Wirt“ (www.dorfstuben-zum-wirt.de).

Motivation
Der Vierseithof ist schon seit Generationen im Familienbesitz. Anfang der 90er Jahre sollte die Sanierung des denkmalgeschützten Zollhauses begonnen werden, musste aber aus gesundheitlichen Gründen um mehrere Jahre verschoben werden. Umso mehr kristallisierte sich danach der Wunsch heraus, das alten Gebäudes mit einem tragfähigen Nutzungskonzept zu sanieren: im Erdgeschoss sollte eine Gaststätte mit einem Biergarten entstehen; im Obergeschoss eine Ferienwohnung.

Sanierungsgeschichte

Planung und Partner
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
  • Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz
  • Bezirk Oberpfalz
Bauverlauf und Besonderheiten
  • Es wurde eine denkmalpflegerische Voruntersuchung durchgeführt mit allen notwendigen, bauforscherlichen Überprüfungen und der Aufzeichnung der historischen Details.
  • Eine dendrochronologische Analyse ergab als Baujahr für das Gesindehaus das Jahr 1754.
  • Der alte Putz wurde entfernt und enthüllte die darunter liegende Fachwerkstruktur.
  • Unsachgemäße Einbauten (u. a. Glasbausteinfenster und die Eternit-Dachverkleidung) wurden entfernt.
  • Der Dachstuhl und das Fachwerk wurden sorgsam saniert, die Mauern ausgebessert und neue Fenster eingebaut. Die Mauern wurden gegen aufsteigende Feuchtigkeit abgedichtet.
  • Im Dach wurden Gauben eingezogen, so dass dieser Raum auch genutzt werden konnte. Darin sind jetzt die beiden Schlafzimmer der Ferienwohnung. Das Dach wurde mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckt und die Sparrenfelder gedämmt.
  • Die Holztreppe ins Dachgeschoss wurde restauriert.
  • Mit großer Hilfe durch das Landesamt für Denkmalpflege und die Architektin konnten Details wie alte Kastenschlösser und Beschläge wieder hergestellt, traditionelle Techniken und eine denkmalgetreue Bauweise angewandt werden.
  • Es wurden nur natürliche Baustoffe und Materialien wie Ölfarben, Rosshaar-Abdichtungen und Lehmputze genutzt, so dass ein gesundes Wohnklima entstand.
Bauzeit
Sanierungsbeginn war 2003; die Eröffnung der Gaststube fand im Februar 2007 statt; die Fertigstellung des gesamten Bauvorhabens war schließlich Ende 2007.

Finanzierung

Die Gesamtkosten betrugen etwa 358.000 €. Zuschüsse gab es vom Landesamt für Denkmalpflege in Höhe von 200.000 €, vom ALE Oberpfalz in Höhe ca. 30.600 €, vom Bezirk Oberpfalz 10.000 € und vom Landkreis Tirschenreuth 5.000 €. Die Eigenleistungen werden auf über 40.000 € geschätzt.

Resümee
SDL-Inform
Das Projekt ist ein erfreulicher Beitrag für die Innenentwicklung. Der besonders hohe Anteil an Eigenleistung in enger Koordination mit den Ämtern und Architekten sind äußerst lobenswert und notwendig, um ein solches Projekt mit einem überschaubaren finanziellen Aufwand meistern zu können. Wenn man die Bilder des Gebäudes vor der Sanierung mit dem sanierten Haus vergleicht, wird die außergewöhnliche Leistung sichtbar. Das ganze Projekt ist somit ein hervorragendes Beispiel für eine sehr erfolgreiche Sanierung eines eher abrisswürdigen Gebäudes, auch gegen alle Widerstände. Mit Hilfe von fachlichen Partnern bei der Planung und Helfern bei der Umsetzung lassen sich also auch scheinbar aussichtslose Projekte bewältigen. Gratulation!
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