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Umbau und Sanierung eines Wohstallhauses in Köslau

Land.Gemeinsam.Gestalten.
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Es handelt sich um eine typisch fränkische Hofanlage, bestehend aus einem zur Straße hin giebelständigen Wohnstallhaus mit Scheunen und Ställen, die um einen Innenhof gruppiert sind. Die ursprüngliche Hofanlage geht auf die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück, während das heutige Wohnhaus 1821 erbaut wurde. Das denkmalgeschützte Wohnstallhaus stand drei Jahre leer, bevor es eine neue Besitzerin fand, die es beherzt sanierte.

Geschichte des Objektes
Die typisch fränkische Hofanlage besteht aus einem zur Straße hin giebelständigen Wohnstallhaus mit Scheunen und Ställen, die um einen Innenhof gruppiert sind. Die ursprüngliche Hofanlage geht wohl auf die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück, während das heutige Wohnhaus mit Fachwerk und Halbwalmdach 1821 von Johannes Öckler erbaut wurde. In den 60er und 70er Jahren wurden die letzten Umbaumaßnahmen durchgeführt, die allerdings nicht dem Erhalt der kulturhistorisch bedeutsamen Substanz dienten, sondern eher einer gewissen Bequemlichkeit der Bewohner. Dennoch gab es keine Heizung und nur eine schlechte Sanitärsituation. 1998 wurde das Wohnhaus durch einen Zimmerbrand beschädigt und stand danach mehrere Jahre leer. Die Dächer aller Gebäude und auch Teile des Fachwerkes zerfielen. Trotz des desolaten Zustandes der gesamten Hofanlage erwarb die heutige Besitzerin die Anlage und anstatt eines Neubaus, entschied sich die Bauherrin für den Umbau dieses „Hauses mit Geschichte“.

Motivation
„Da wir irgendwann in der Zukunft unser jetziges Domizil verlassen werden müssen, um unseren beruflichen nachfolgern Platz zu machen, waren wir seit einiger Zeit auf der Suche nach einem bezahlbaren Objekt in ruhiger Lage, das wir nach Lust, Laune und finanziellen Möglichkeiten langsam herrichten können.“
Mit diesen Worten beschreibt die Bauherrin ihre Motivation für dieses Projekt. Schließlich fanden die Bauherren ein 200 Jahre altes Ensemble in Köslau mit Charme, aber auch in die Jahre gekommen. Schließlich konnte auch eine Bank überzeugt werden, das Objekt trotz der Risiken zu finanzieren. Letztlich ist es ein Lebenswerk, das den Eigentümern die nötige Energie gab, das Projekt gegen alle Widerstände und dennoch mit Freude zu realisieren zu können.

Sanierungsgeschichte

Planung und Partner
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) – denkmalpflegerische Betreuung
  • Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken – Betreuung bei der Förderung bzw. Finanzierung der Einzelbaumaßnahmen
  • Umbauplanung durch Architekturbüro
Bauverlauf und Besonderheiten
  • Zunächst wurde ein Befund durch einen Restaurator und die Denkmalpflege erstellt, der die Grundlage für die Sanierungsarbeiten bildete.
Grundlegende Arbeiten bis Ende 2003
  • Marode Teile der Scheunenmauer wurden zurück- und neu aufgebaut, um dort die Technikzentrale und eine Ferienwohnung einrichten zu können.
  • Nasse Wände und morsches Holz wurden ausgetauscht und die Dachstühle repariert und neu aufgebaut.
  • Noch intakte Ziegel wurden auf der Scheune wieder verwendet.
  • Entkernung des Wohnhauses und der Scheune und Vorbereitung der Elektro-, Versorgungs- und Sanitärinstallation.
  • Richtfest für die Ferienwohnung, die im Erscheinungsbild alte Scheunenteile behielt, innen aber modernsten Ansprüchen genügt.
  • Eine Besonderheit ist die Ausstattung der Küche mit dem Holz eines Nussbaumes, der auf dem Grundstück gefällt werden musste.
Das Baujahr 2004 – Ausbau der Ferienwohnung und Anlage von Hof und Garten
  • Im rückwärtigen Bereich entstand eine parkähnliche Gartenlandschaft mit Terrasse für die Ferienwohnung.
  • Die Toranlage wurde nach altem Vorbild und mit noch vorhandenen Sandsteinpfeilern gestaltet.
  • Die Hofanlage wurde saniert und die alte Mistgrube zu einem Teich umgebaut.
Das Baujahr 2005 – (der vorläufige Abschluss der Bauarbeiten)
  • Sanierung des Fachwerkhauses mit neuem Putz, sowohl innen als auch außen.
  • Fenster wurden nach historischem Vorbild neu angefertigt und Böden teils geschliffen oder neu verlegt. Details an der Haustüre und
  • Fassade wurden soweit möglich erhalten und saniert.
  • An der Fassade wurde eine Säulenschnitzerei von einem Holzbildhauermeister gefertigt und die Fensterläden angebracht.
Die Baujahre 2006 – 2009 - Innenausbau des Fachwerkhauses von der Installation bis hin zur Einrichtung
  • Innenausbau „vom Boden bis zur Decke“, dabei erhaltenswerte Details restaurieren und neue hinzufügen, um modernes Wohnen zu ermöglichen. Zum Beispiel: Aus der ehemaligen Küche im rückwärtigen Teil des Hauses und dem angrenzenden Stall wurde ein großer Raum mit großen Schiebefensterelementen neu geschaffen, um eine großzügige offene Küche mit Essplatz zu erhalten.
  • Seit 2009 schließt sich an den Essplatz ein kalter Wintergarten an, der den Ausblick in Garten und Natur erschließt.
Jetziger Zustand 2010:
  • Der Innenausbau ist soweit fortgeschritten, dass man bequem wohnen kann, bis auf Kleinigkeiten ist alles fertig, nur ein Raum mit alter Stuckdecke wartet noch aufs „Schönmachen“.
Bauzeit
Das Objekt wurde im Januar 2003 erworben und im April begannen die Umbau- und Renovierungsarbeiten. Der vorläufige Abschluss der Bauarbeiten war 2006. Die Ausbauarbeiten dürften bis 2010/11 abgeschlossen sein.

Finanzierung

Gesamtkosten etwa 500.000,- €.
Zuschüsse: Landesamt für Denkmalpflege 52.000 €, ALE Unterfranken 36.800 €, Landkreis Haßberge 24.300 €, Bezirk Unterfranken 15.000 €.
Eigenleistung geschätzt in Höhe von etwa 150.000 € vor allem als Arbeitsleistung.

Resümee
SDL-Inform
Köslau Nr. 2 ist ein Beispiel dafür, wie ein Herzenswunsch und Lebensziel mit sehr viel Engagement und Liebe verwirklicht werden kann. Die klaren Vorstellungen über den Bauverlauf und die realistischen Einschätzungen über den Aufwand haben zusammen mit der Unterstützung durch die Denkmalpflege, den Landkreis und Bezirk und den weiteren Partnern ein wunderbares Objekt wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. Viele weitere Eindrücke und Bilder sind auf der Homepage der Familie Schuhmann zu finden www.fewo-hassberge.de). Es ist faszinierend, was aus einem alten und fast abrisswürdigen Objekt gemacht werden kann und es wäre schön, wenn es noch mehr solcher Projekte geben würde; als Beitrag zu einem schönen Ortsbild, aber auch für den Erhalt von historischer Bausubstanz und Baukultur.

Aus Sicht der Bauherrn
Viele Freunde und Bekannte und vor allem auch die Dorfbewohner fragten sich anfangs, warum wir uns „so ein altes Zeug angetan haben“. Ich denke, man muss schon den „Hauch der Vergangenheit“ als Wurzel der eigenen Herkunft spüren und ausdauernde Lust am Knobeln und Werkeln mit zum Teil auch ungewöhnlichen Materialien haben. Für uns war es anfangs zwar auch schwierig und mit viel Schweiß und Schmutz verbunden, aber zunehmend immer schöner, Stück für Stück dieses alten Gebäudes mit seiner Geschichte auferstehen zu lassen. Zu Beginn trieb uns der Wunsch, etwas Eigenes, Besonderes zu schaffen. Heute finden wir es einfach schön, dass wir in der Geschichte des Hauses ein neues Kapitel aufgeschlagen haben und hier auch unsere eigenen Spuren hinterlassen. Die Dorfbewohner freuen sich, dass wir dem Ort sein fränkisches Original zurückgegeben haben, und die Feriengäste genießen das besondere Flair einer top-modernen Ferienwohnung in historischen Mauern. Wir würden es immer wieder so machen und hoffen, dass viele alte Häuser Liebhaber finden, die helfen, unsere fränkischen Dörfer und Städte zu retten und zu erhalten.
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