Geodäsie, die Wissenschaft von der Vermessung und Abbildung der Erde, spielt eine entscheidende Rolle in vielen modernen Technologien wie GPS, Navigationssystemen oder 3D-Stadtmodellen. Doch woher stammen die notwendigen Geodaten und wer sorgt dafür, dass sie präzise und aktuell sind? Woher weiß man, dass die Zugspitze 2962 Meter hoch ist oder wie lässt sich die Bewegung von Kontinenten, Gletschern etc. messen? Diese und viele weitere Fragen beantworteten Berufspraktikerinnen und -praktiker während der Bayerischen Woche der Geodäsie.
Die Bayerische Woche der Geodäsie richtete sich an alle, die sich für Technik, Geografie und innovative Berufe interessieren. Insbesondere Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sowie beruflich Neugierige waren eingeladen, die vielfältigen Ausbildungs-, Studien- und Berufsmöglichkeiten in diesem Bereich kennenzulernen. Egal, ob als Vermessungsingenieur, Geodät, Geoinformatiker, Ingenieur für Ländliche Entwicklung oder Geomatiker – die Geodäsie bietet spannende Karrierewege.
Beim Aktionstag des ALE Oberbayern am König-Karlmann-Gymnasium am 05. Juli 2024 in Altötting konnten die rund 150 Besucherinnen und Besucher an verschiedenen Infoständen mit Fachleuten aus der Praxis ins Gespräch kommen und an abwechslungsreichen Aktionen teilnehmen. 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom ALE Oberbayern sowie 4 Mitarbeitende des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Mühldorf am Inn informierten über die Ausbildung und die vielseitigen Aufgaben im Berufsalltag. Dabei kristallisierte sich heraus, dass gerade für Schülerinnen und Schüler mit gutem räumlichem Vorstellungsvermögen und Interesse an technischen und komplexen Fragestellungen, an Physik, Mathematik sowie Spaß an Teamarbeit die Geodäsie viele Chancen bietet. „Das Interesse war sehr groß und es wurden viele Fragen gestellt“, freut sich Klaus Fredrich, vom ALE Oberbayern. Dabei interessierten Fragen, wie z.B. was ein Tachymeter kostet oder wie viel man als Vermesser verdient?
Die Veranstaltung gab Einblicke in die Bedeutung der Geodäsie für das tägliche Leben und zeigte auf, wie vielfältig die Anwendungsbereiche dieser Wissenschaft sind. Von der Stadtplanung über die Navigation bis hin zur Katastrophenvorsorge – Geodäsie ist überall präsent und unverzichtbar. Viel Aufmerksamkeit schenkten die hauptsächlich jungen Besucherinnen und Besucher den Messinstrumenten, Spezial- und Hilfsgeräten der Vermesser, wie z.B. dem Tachymeter für Streckenmessungen und Koordinierung von Lagepunkten. Dabei durften sie die Gerätschaften nicht nur anschauen, sondern auch unter fachkundiger Anleitung auf dem Sportgelände der Schule ausprobieren. Bei der Einschätzung von Entfernungen bewiesen die Gymnasiasten erstaunliche Treffsicherheit, so Klaus Fredrich.
Die Aktionswoche war vor allem auch eine gute Gelegenheit Unentschlossenen neue berufliche Perspektiven im Bereich der Geodäsie aufzuzeigen. „Die meisten Schülerinnen und Schüler haben noch keine Vorstellung davon, welchen Weg sie nach dem Schulabschluss einschlagen wollen“, erfuhr Klaus Fredrich und seine Kollegen. „Viele haben zum ersten Mal von den Studienzweigen Angewandte Geodäsie und Geoinformatik gehört.“
Wer sich für eine Ausbildung oder ein Studium in diesem Bereich interessiert, findet in Bayern zahlreiche Möglichkeiten. So bietet z.B. die Technische Universität München Studiengänge in Geodäsie und Geoinformation an. Die Hochschulen München, Würzburg-Schweinfurt und Amberg-Weiden haben ebenfalls spezialisierte Programme in Angewandter Geodäsie, Geoinformatik, Vermessung, Landmanagement und Geodatentechnologie in ihrem Studienangebot. Zudem gibt es kombinierte Studien- und Ausbildungsangebote, die Theorie und Praxis optimal verbinden, wie z.B. ein Duales Studium am ALE Oberbayern. Danach ergeben sich vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten etwa in staatlichen und kommunalen Vermessungsbehörden, z.B. den bayerischen Ämtern für Ländliche Entwicklung, in Ingenieur- und Planungsbüros, in der Umwelt-, Raum- und Verkehrsplanung.
Viele junge Besucher und Besucherinnen gingen nicht nur mit Eindrücken über eine der ältesten Wissenschaften nach Hause, sondern sind ihrer Berufswahl vielleicht sogar ein Stück nähergekommen. „Ich bin mir sicher, dass der Veranstaltungstag im Rahmen der „Bayerischen Woche der Geodäsie“ bei den Teilnehmern in Erinnerung bleiben wird“, so das Fazit von Klaus Fredrich. „Einige werden sich beim Amt für Ländliche Entwicklung und der Vermessungsverwaltung melden.“
Die Bayerische Woche der Geodäsie wurde unterstützt von den Ämtern für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, den Ämtern für Ländliche Entwicklung, der Technischen Universität München sowie mehreren Hochschulen.