Die acht Kommunen der „Arbeitsgemeinschaft Integrierte Ländliche Entwicklung Altmühltal“ – neben der Stadt Treuchtlingen noch die Stadt Pappenheim, der Markt Berolzheim und die Gemeinden Alesheim, Dittenheim, Langenaltheim, Meinheim und Solnhofen – haben im Rahmen eines Workshops die Fortführung der interkommunalen Zusammenarbeit in diesem Gremium beschlossen und werden dazu ein neues Zukunftskonzept aufstellen. Unter der Moderation von Eva-Maria Fell und Wolfgang Heinlein vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken diskutierten die Treuchtlinger Bürgermeisterin Dr. Dr. Kristina Becker – auch Vorsitzende des Gremiums – mit ihren Kollegen und weiteren Akteuren aus den Kommunen in den Räumen der Schule für Dorf- und Landentwicklung in Klosterlangheim, welche Projekte in Zukunft gemeinsam angegangen werden sollen.
Zuvor wurden unter der Leitung von Dieter Popp von der FUTOUR Regionalberatung (Haundorf) die vergangenen Jahre interkommunaler Kooperation kritisch hinterfragt und die Erfolge, aber auch die noch offenen Maßnahmen diskutiert. Dieter Popp betreut seit 2013 all diese Aktivitäten und Projekte als Umsetzungsbegleiter. Kristina Becker stellte fest, dass sich die regelmäßigen Treffen der Bürgermeister der ILE-Kommunen als wertvolle interkommunale Anregungen bewährt haben und es in diesem Zeitraum tatsächlich gelungen ist, diese zum Teil sehr unterschiedlich strukturierten Kommunen auf gemeinsame Ziele festzulegen. Aus verschiedenen Gründen gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Kommunen der Arbeitsgemeinschaft durchaus auch intensiver, bedingt durch die Themen oder den räumlichen Bezug. Alle anwesenden Bürgermeister waren sich darüber einig, dass der für diese interkommunalen Abstimmungen notwendige Aufwand gut angelegte Zeit war. Die erfolgreiche Kooperation war aber auch der Tatsache geschuldet, dass das Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach die Kommunen mit konkreten Beratungsleistungen zu den einzelnen Projekten unterstützen konnte. Insbesondere die Förderung der Landwirtschaftlichen Kernwege und die Auflage der seit 2020 laufenden Förderung von Kleinprojekten über das Regionalbudget haben sich dabei als hilfreiche Gesamtmaßnahmen entwickelt, bei denen die konkreten Entscheidungen über die finanziell zu unterstützenden Vorhaben vor Ort gefällt werden.
Das Instrument der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) hat sich in diesen letzten 10 Jahren als eine verlässliche Plattform herausgestellt, um Anliegen des ländlichen Raums zu bündeln und in das öffentliche Bewusstsein zu heben. Das Instrument der ILE-Konzepte hilft dabei, dass die Kommunen für ihre gemeinsam definierten Strategien auch in den Genuss entsprechender Förderprogramme kommen können. Insofern unterscheidet sich ILE auch z.B. von LEADER, welches – wie viele andere Programme auch – ein finanzielles europäisches Förderinstrument darstellt, die Kommunen in ihrer täglichen interkommunalen Kooperation allerdings lediglich projektbezogen, nicht aber strukturell unterstützen kann.
Für die kommenden Jahre haben sich die Kommunen der ILE-Region Altmühltal ehrgeizige Ziele gesetzt. In Klosterlangheim wurden dazu die Weichen gestellt, um die andiskutierten, ersten gemeinsamen Projekte im Laufe des Jahres 2023 in ein neues ILE-Konzept einmünden zu lassen. Denn ohne eine konzeptionelle Grundlage und vor allem ohne interkommunale Abstimmung sind heute finanzielle Unterstützungen von Land, Bund oder von Europa nicht mehr zu erhalten.
So wurde u.a. eine sichere Versorgung der gesamten Region der acht Kommunen mit erneuerbaren Energien als eine vordringliche Zukunftsaufgabe angesehen. Dabei sollen möglichst viele der in der Region vorhandenen Energieressourcen genutzt werden, die dann vorrangig aber der Region zur Verfügung stehen sollen. Über den Ausbau von Netzen und die künftig besseren Möglichkeiten der Energiespeicherung wollen die Kommunen unter anderem nach einem Weg suchen, um für dieses herausfordernde Ziel eine gemeinsame Struktur in Form von z.B. denkbaren Altmühltal- Werken zu suchen. Als Fernziel – wenn sich die Region in Richtung Energieautarkie entwickelt hat- ist es dann auch denkbar, dass die auf diese Weise regional erzeugte Energie für den Bedarf umliegender urbaner Metropolen zur Verfügung gestellt werden kann.
Weitere Zukunftsprojekte wurden in dem konsequenten Ausbau von professionellen Vermarktungsstrukturen für regionale Qualitätsprodukte aus Land- und Forstwirtschaft, aber auch aus handwerklicher Verarbeitung gesehen. Dabei herrschte das Bewusstsein vor, dass für diese Aufgabe die ILE-Region Altmühltal nicht über die adäquate Flächengröße verfügt, um aus ihr heraus allein regionale Märkte kontinuierlich beliefern zu können. Aber es soll aus der Region ein wahrnehmbares Signal entstehen, damit sich eine starke Marke für Regionalprodukte etablieren kann.
Und schließlich wurde es auch für eine zukunftsfähige Investition angesehen, wenn vorrangig an der zentralen Verkehrsachse in Treuchtlingen ein starkes Angebot für neue kreative Arbeitsplätze angeboten wird (Co-Working, Shared Workspace u.ä.), um vor allem jüngere Menschen stärker an die Region zu binden, gleichzeitig aber auch gut ausgebildete Fachkräfte vor dem Hintergrund der hervorragenden Lebensraumqualität für einen Zuzug in die Region zu interessieren.
Integrierte Ländliche Entwicklung
Mit der Integrierten Ländlichen Entwicklung unterstützen und begleiten die Ämter für Ländliche Entwicklung ländliche Gemeinden, die sich freiwillig zusammenschließen, um gemeinsam eine zukunftsorientierte Region zu gestalten. Ziel ist es, ökonomische, ökologische oder soziale Projekte, die eine Gemeinde alleine nicht realisieren könnte, gemeindeüber-greifend zu planen und umzusetzen sowie Einsparmöglichkeiten zu erschließen. Als Voraussetzung braucht als es die Bereitschaft mehrerer Gemeinden zur Zusammenarbeit. Ihre vereinbarten Ziele und Maßnahmen auf verschiedenen Handlungsfeldern bilden das gemeinsame Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept.
Kontakt
ILE-Umsetzungsbegleitung c/o FUTOUR Regionalberatung
Vogelherdweg 1, 91729 Haundorf, dieter.popp@futour.com
Auf dem Weg zur Energie-Autarkie
Integrierte Ländliche Entwicklung hat sich im Altmühltal bewährt
Datum
11. November 2022
Regierungsbezirk
Mittelfranken