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Franziska Steger

Mit dem Laserscanner auf der Burgruine

Eine Frau mit einem verlängerten Scanner, der über die Burgmauer hinausgeht
Scan über die Burgmauer mit ausgefahrener Verlängerung
© Michael Hofmann

Als es an die Themenfindung für die Bachelorarbeit ging, wandte sich Franziska an das Landesamt für Denkmalpflege. Da bisher keine maßstabsgetreuen Unterlagen von der Burgruine Waldstein zwischen Zell und Weißenstadt im Landkreis Hof vorlagen, bestand seitens der Behörde und der Kreisheimatpflege großes Interesse an einer Vermessung.

„Das Gelände ist schon eine ziemliche Herausforderung, denn die Burg steht auf einem Felsen mitten im Wald, es gibt jede Menge Felsvorsprünge und immer wieder bröckeln Mauerreste ab“, erzählt sie. Doch die blonde junge Frau nimmt die Herausforderung an und erstellt einen Laserscan der Mauerreste. „Planung, Durchführung und Auswertung der Erfassung der Ruine Waldstein im Fichtelgebirge“ lautet das offizielle Thema.   

 

Eine Projektarbeit diente zur Vorbereitung für die Bachelorarbeit. Die Studentin probiert mit Drohnenflug, Rucksackscanner und tragbarem Handscanner aus, mit welchem Gerät sich die Burgruine möglichst vollständig erfassen lässt. Schließlich entscheidet sie sich, den alten Mauern mit dem tragbaren Handscanner Leica Blk2Go auf die Pelle zu rücken. Im Mai 2023 war das, bevor die Bäume austreiben und die Sicht zu sehr verdecken. Insgesamt fünf Stunden war Franziska beschäftigt. „Aber ich war Gottseidank nicht allein“, berichtet sie erfreut, „die Firma Galileo und die Firma Promosie haben mich kostenlos unterstützt. Sie haben diverse Scanner bereitgestellt und der Chef der Firma Promosie, Michael Hofmann, war auch bei der Aufnahme dabei“. Und auch der Papa half tatkräftig mit und begleitete seine Tochter immer wieder zum Waldstein.

 

Für den Laserscanner hatte Franziska eigens eine Verlängerung gebaut, „damit wir auch über die Mauer scannen können“. Ziel war es, am Ende eine möglichst vollständige Punktwolke mit einer Genauigkeit von fünf bis zehn Zentimetern zu erhalten. Eine solche Punktwolke ist eine digitale 3D-Darstellung eines Objekts, die aus Millionen von einzelnen Messpunkten besteht. Eine spezielle Software hilft dabei, ein sogenanntes Mesh-Modell, das ist ein zusammenhängendes Polygonmodell, entstehen zu lassen.

 

Ziel der Arbeit war es, den Ist-Zustand der Ruine vor der Sanierung zu erfassen und damit der Burgenforschung zu dienen. Außerdem wurden Erkenntnisse über die Funktionsweise des Handscanners Blk2Go und die Auswertesoftware gewonnen. Franziskas Erkenntnisse verschwinden also nicht in einer Schublade, sondern sind Ausgangspunkt für Neues. „Die Daten wurden dem Studiengang Geovisualisierung an der THWS übergeben, wo möglicherweise ein 3D-Druck erstellt wird. Außerdem plant der Softwareentwickler „Sleeprunner Studios“, die Ruine virtuell zu rekonstruieren“, freut sich die junge Frau. So kann die Burg, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts von den Rittern von Sparneck erbaut wurde und im 16. Jahrhundert ein Raubritternest war, 500 Jahre nach der Zerstörung wieder auferstehen. Die digitale Rekonstruktion soll den Besucherinnen und Besuchern der Waldsteinburg kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

„Mit ihrer Arbeit hat Franziska ein Stück dazu beigetragen, dass die Ruine für die Nachwelt erhalten bleibt“, ist Ausbildungsleiter Gerald Riedel vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken stolz. Die Bachelorarbeit der 23jährigen entstand in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken, dem Kreisarchivpfleger des Landkreises Hof, Dr. Adrian Roßner und der Technischen Hochschule Würzburg.

Dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken bleibt Franziska Steger übrigens erhalten. Im Mai 2024 begann sie ihr Anwärterjahr in der Behörde und freut sich schon sehr darauf, danach in Bamberg zu arbeiten und an verschiedenen Projekten mitwirken zu dürfen.

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